Ergebnisse der Hirnforschung in Geisteswissenschaften und Technik
Die Vorsilbe neuro ist in! So entstehen ständig neue Bezeichnungen für moderne neurowissenschaftliche Forschungsfelder. So zum Beispiel Neuroetheologie, Neuropädagogik, Neuroökonomie oder Neurotheologie. Was haben die Geisteswissenschaften mit der Hirnforschung zu tun?
Die junge Wissenschaft der Hirnforschung
Die Hirnforschung oder Gehirnforschung untersucht den Aufbau und die Leistungen des Gehirns von Menschen und Primaten. Antworten auf Fragen nach welchen Regeln das Gehirn arbeitet, wie es die Welt um uns herum abbildet und wie unmittelbare Wahrnehmungen mit früheren Erfahrungen miteinander verschmelzen, sind bislang weitgehend unbeantwortet. Heute weiß man im Wesentlichen, was das Gehirn gut leisten kann und wo es an seine Grenzen stößt. Doch viele dieser Ergebnisse haben Einzug in andere Fachdisziplinen gehalten.
Neurowissenschaften – Medizin und Forschung
Die klassischen zwei Bereiche der Neurowissenschaften gliedern sich in klinische und experimentelle Neurowissenschaften. Die klinische Forschung wird vor allem von Medizinern betrieben. Zu den medizinischen Spezialgebieten der Neurowissenschaften zählen unter anderem die Neurologie, Neurochirurgie, Neuropsychologie, Neuropathologie, Neuropädiatrie und Neuroothologie. Letztere untersucht Störungen der Kopfsinne. Zu den Kopfsinnen zählen die Sinne Riechen, Schmecken, Hören und der Gleichgewichtssinn.
Experimentelle Grundlagenforschungen werden unter anderem in folgenden Disziplinen betrieben:
Neurobiologie – untersucht die biologischen Vorgänge im Gehirn
Neurochemie – untersucht die chemischen Vorgänge im Gehirn
Neuroanatomie – untersucht den Aufbau und die Struktur des Gehirns
Neurophysiologie – untersucht die Funktionsweise des Nervensystems und misst die elektrische Aktivitäten
Neurogenese – untersucht die Bildung von Nervenzellen aus Stammzellen
Neuropharmakologie –untersucht die Wirkung von Medikamenten auf das Nervensystem
Neuromolekularbiologie – genetische Forschung an Neuronen
Neuroethologie – die Verhaltensneurologie oder Verhaltensphysiologie untersucht Mechanismen, mit deren Hilfe das Nervensystem Verhalten erzeugt und kontrolliert
Technische Neurowissenschaften
In den Bereich der technischen Neurowissenschaften fallen diejenigen Forschungsgebiete, die Methoden der Mathematik und Computertechnik mit neurologischen Prozessen verbinden. Hierzu zählen die Neuroinformatik und die Neurobionik - hier insbesondere die Neuroprothetik.
Gedächtnisleistungen des Gehirns
In den Bereichen Lernen und in der Pädagogik halten ebenfalls zunehmend neurologische Themen Einzug. Ein Beispiel sind neue Techniken des gehirngerechten Lernens. Die Methoden zum optimalen Lernen untersucht die Neurodidaktik.
Neurowissenschaftliches in der Wirtschaft
Die Neuroökonomie stellt die interdisziplinäre Verknüpfung der Neurowissenschaften mit den Wirtschaftswissenschaften dar. Zweck ist die Untersuchung der Menschen als Konsumenten oder Investoren in bestimmten wirtschaftlichen Entscheidungssituationen.
Eine neue, wissenschaftliche Betrachtungsweise der Unternehmenskommunikation stellt die Neurokommunikation dar. Ziel der Neurokommunikation ist die taktische und strategische Neuausrichtung von Unternehmenskommunikation und Marketing nach den Erkenntnissen der modernen Hirnforschung. Dazu werden durch die Neurowissenschaft belegbare Regeln befolgt.
Beim Neuromarketing werden neuropsychologische Erkenntnisse auf das Marketing angewendet. Ziel des Neuromarketings ist es, die bislang unsichtbaren Zustände und Prozesse, welche die Entscheidung eines potenziellen Konsumenten für oder gegen ein Produkt steuern, zu erforschen und sie in Beziehung zu sichtbaren Verhalten zu setzen. Mittels funktionelle Magnetresonanztomographie, kurz fMRT, beobachtet man, welche Gehirnareale durch verschiedene Produkte aktiviert werden.
Ethische und religiös/philosophische Aspekte der Neurowissenschaften
Die Neuroethik geht den ethischen Aspekten der neuen Neuro-Forschungsgebieten nach. Die Inhalte reichen von der Diskussion zur Stammzellenforschung bis zum Einsatz der Methoden des Neuromarketings. Die Neurotheologie versucht religiöse Phänomene neurophysiologisch zu erklären. Ein Beispiel ist der Versuch Meditationserfahrungen neurowissenschaftlich zu begründen.