Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms
Katharina Paulus (1868-1935) war Luftakrobatin und sprang als erste deutsche und dritte Frau weltweit mit einem Fallschirm aus einem Ballon.
Es verwundert ein wenig, dass der Fallschirmsport heute eine ausgesprochene Männerdomäne ist. War es doch eine Frau, die als erste deutsche Berufsluftschifferin auf die Idee kam, den losen Fallschirm in eine Hülle zu verpacken.
Hermann Lattemanns tragischer Absturz
Hermann Lattemann war es, der Käthes Begeisterung für die Luftschifffahrt auf entflammte. Er war Ballonfahrer und lehrte ihr die Kunst des Ballonflugs und Fallschirmsprungs. Käthe Paulus war gelernte Schneiderin, wodurch sie für ihren beruflichen und privaten Partner bald eine unentbehrliche Hilfe wurde. Sie hielt seine Ausrüstung in Stand und flickte die Ballone.
Am 27. August 1893 sprang Käthe Paulus zum ersten Mal vor Publikum aus einem Ballon ab. Damit war sie die erste deutsche und weltweit die dritte Frau, die einen solchen Sprung wagte.
Nur gut ein Jahr später verunglückte Hermann Lattemann in Folge eines Ballonexperiments in Krefeld tödlich. Käthe Paulus war bereits abgesprungen und musste hilflos zusehen, wie der Versuch den Ballon in einen Fallschirm zu verwandeln, misslang und abstürzte. Käthe Paulus erlitt einen Nervenzusammenbruch, der sie monatelang ans Bett fesselte.
Tod von Willy Hermann Paulus, Sohn von Käthe Paulus
Ein weiterer schrecklicher Schicksalsschlag traf Käthe Paulus kaum ein Jahr nach dem folgenschweren Ballonunglück von Hermann Lattemann: Ihr 4jähriger Sohn, Willy Hermann Paulus, starb am 7. Juli 1895 an Diphtherie.
Diesmal stützte sich Käthe Paulus in die Arbeit, um den Schmerz zu vergessen und nahm im September 1895 als „Miss Polly“ die Sprung-Vorführungen wieder auf.
Karriere als Luftakrobatin
Ihre publikumswirksamen Sprünge stießen auf großes Interesse. Als Heldin der Luft trug sie ausgefallene und für die damalige Zeit gewagte Kleidung, denn Sie sprang u. a. in einem Matrosenanzug mit Pluderhosen und schwarzen Schnürstiefeln.
Einer ihrer spektakulärsten Kunststücke war der von ihr erfundene Doppelabsturz, bei dem sie sich vom Ballon löste, worauf ein erster Fallschirm aufging, von dem sie sich wiederum für einen kurzen Moment löste und dann einen zweiten Schirm öffnete.
Ihr letzter Absprung erfolgte 1913 in Berlin-Tegel. Während ihrer gesamten Karriere hatte sie – von einem Beinbruch abgesehen – keinen ernsthaften Unfall.
Fallschirmproduktion im Ersten Weltkrieg (1914 - 1918)
Durch ihre große Erfahrung mit Ballonfahrten und Fallschirmsprüngen galt Käthe Paulus als wahre Expertin auf diesem Gebiet. Blickte sie doch auf rund 165 Fallschirmsprünge und mehr als 550 Ballonfahrten zurück.
Ab 1916 fertigte sie im Auftrag des Preußischen Kriegsministeriums die von ihr erfundenen Paketfallschirme und die dazu gehörigen Hüllen. Ihre Fallschirme retteten 20 Ballonaufklärern das Leben, wofür Käthe Paulus 1917 mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe ausgezeichnet wurde.